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Einstieg in den Minimalismus

Minimalismus hilft, das Wesentliche in den Fokus zu rücken und den Ballast der Konsumgesellschaft abzulegen. Erfahre, wie du mit einfachen Methoden, wie der "Weniger-ist-jetzt-Challenge", dein Leben stressfreier, erfüllter und freier gestalten kannst.
Einstieg in den Minimalismus
Photo by Bench Accounting / Unsplash
Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Dass Dinge geliebt und Menschen benutzt werden, ist der Grund dafür, dass sich die Welt in Unordnung befindet. - Dalai Lama

Hast du dir heute schon ein YouTube-Video angesehen? Wenn ja, dann wirst du dir bestimmt auch einen oder zwei Werbeclips vorher angesehen haben. Oder warst du einkaufen, shoppen oder hast einfach nur die Tageszeitung aufgeschlagen? Dann wirst du mit Sicherheit auch Werbeanzeigen gesehen haben. Werbung ist heutzutage überall. Besonders in den Sozialen Medien haben sie immer mehr Einzug erhalten. Ob bei Facebook, Instagram oder TikTok, überall werden wir zum Konsum angeregt. Hier bekommen wir sogar auf uns zugeschnittene Werbung angezeigt. Durch unsere Browserverläufe und bisherige Einkäufe wurden unsere Interessen und unser Kaufverhalten analysiert und ausgewertet. Somit wird uns ständig angezeigt, was uns höchstwahrscheinlich interessiert und was wir uns kaufen würden. Man nennt es „personalisierte Werbung“.

Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Der Erfolg der Unternehmen ist von unserem Konsum abhängig. Und wir sind süchtig nach genau diesem Konsum, da uns keine gesellschaftliche Teilhabe so viel bedeutet, wie die Teilhabe am Konsum. Wie der Autor im Buch „Konsum - Wir kaufen, was wir nicht brauchen“ beschreibt, ist es für die Steigerung und den Erhalt unseres Selbstwertgefühls wichtig, dass wir uns genauso viel kaufen können wie alle anderen.

Aber dieser Konsum kann uns auch sehr schnell überfordern und Stress in uns auslösen. Zum einen haben wir viel zu viele Auswahlmöglichkeiten, was wir kaufen könnten. Sei es Kleidung, Technologie oder Autos. Weiterhin ist die finanzielle Belastung nicht zu vernachlässigen. Wir nehmen immer höhere Kredite auf, nur, damit wir mit unserem Umfeld mithalten können. Die höheren Kredite erfordern immer mehr Arbeit, damit wir unser Einkommen steigern können. Und das höhere Einkommen veranlasst uns wiederum zu noch mehr Konsum. Willkommen im Hamsterrad!

Doch was, wenn es einen Weg gäbe, aus diesem Hamsterrad auszubrechen? Wenn du dich auch von der Konsumgesellschaft gestresst fühlst, wirst du schon auf das Thema Minimalismus gestoßen sein.

Was bedeutet Minimalismus?

Vielleicht starten wir erst einmal damit, was Minimalismus nicht ist. Die meisten Menschen verstehen unter Minimalismus das Streben nach immer weniger Besitztümer. Es gibt regelrechte Wettkämpfe nach dem Motto „Ich besitze nur 100 Dinge“. Aber was ist, wenn man 101 Dinge besitzt? Ist man dann kein Minimalist? Wird Minimalismus an einer Zahl festgemacht? Nein, genau das ist Minimalismus eben nicht, wie auch „The Minimalist“ im Buch „Love People, Use Things - …Weil das Gegenteil nicht funktioniert“ schreiben.

Beim Minimalismus geht es darum, sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, und den Fokus auf Erfahrung, Beziehungen und persönliche Entwicklung zu legen.

Minimalismus schafft mehr Raum für das Wesentliche: mehr Zeit, mehr Leidenschaft, mehr Kreativität, mehr Freiheit, usw. Um es nochmal in den Worten von The Minimalists wiederzugeben: „Wer ausmistet, schafft Raum für die immateriellen Werte, die das Leben lebenswert machen.“

Minimalismus bereichert dein Leben

Materieller Besitz fordert mehr Aufmerksamkeit, als wir oft denken. Betrachten wir als Beispiel ein Auto: Es muss regelmäßig getankt oder geladen werden – das kostet Zeit und Geld. Hinzu kommen Versicherung, Steuern, Reparaturen und Pflege. Selbst kleine Dinge wie das Auffüllen von Scheibenwischwasser oder der TÜV-Termin rauben Energie. Überträgt man das auf all unsere Besitztümer – von der Waschmaschine über das Smartphone bis hin zur Kücheneinrichtung – wird klar, wie viel unser Besitz uns abverlangt. Was wäre, wenn du diesen Ballast Schritt für Schritt loslassen könntest?

Durch das Ausmisten bekommen wir also wieder mehr Zeit und mehr Energie für das Wesentliche im Leben. Wenn wir uns nicht mehr um so viele Dinge kümmern müssen, bekommen wir endlich die Zeit und die Energie für die Dinge, die wir schon immer machen wollten. Wir haben auf einmal Lust, einen Blog zu starten. Wir haben Zeit bekommen, unseren Hobbys nachzugehen. Wir können uns viel mehr um unsere Gesundheit kümmern, indem wir zum Beispiel ins Fitnessstudio gehen oder gesünder kochen. 

Durch das bewusstes Konsumieren reduzieren wir also auch die Überforderung und den Stress des Hamsterrades. Wenn man sich nicht mehr über materielle Dinge identifiziert, wie beispielsweise die Automarke oder teure Technik, kann man einem Beruf nachgehen, der vielleicht schlechter bezahlt ist, einen aber mehr erfüllt und stressfreier ist. Man kann auf das höhere Gehalt verzichten, da man nicht immer höhere Kredite abzahlen muss. Im Gegenteil: Wenn man erst gar keine Kredite abzahlen muss, hat man Geld übrig, welches gespart oder angelegt werden kann. 

Weniger Besitz führ also dazu, dass

  • wir uns weniger gestresst und überfordert fühlen, da wir uns um weniger Dinge kümmern müssen.
  • wir mehr Zeit und Energie für die Wesentlichen Dinge wie Gesundheit, Hobbys und persönliche Weiterentwicklung haben
  • wir in der Lage sind, finanzielle Freiheit anzustreben, in dem wir weniger Geld ausgeben und es stattdessen lieber anlegen.

Mit der „Weniger-ist-jetzt-Challenge“ in ein minimalistisches Leben starten

Kleidung aussortieren (Foto von Sarah Brown auf Unsplash)

Die Weniger-ist-jetzt-Challenge ist ein einfaches Konzept zum Ausmisten seiner Dinge. Sie stammt von Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus und wird in der Netflix-Doku "Minimalismus - Weniger ist jetzt" beschrieben und eignet sich besonders gut als Einstig in dem Minimalismus.

Bei der Challenge geht es darum, am ersten Tag einen Gegenstand auszumisten. Am zweiten Tag werden zwei Dinge ausgemistet, am dritten Tag sind es drei Dinge, und so weiter. Die Challenge geht 30 Tage. Es ist alles erlaubt:

  • Gesammeltes
  • Deko
  • Küchenutensilien
  • Elektronik
  • Möbel
  • Ausrüstungen
  • Vorräte
  • Bettzeug
  • Actionfiguren
  • Kleidung
  • Handtücher
  • Werkzeuge
  • Mützen

Die aussortierten Dinge werden

  • recycelt oder weggeworfen
  • gespendet
  • verkauft

Wichtig ist nur, dass sie den Haushalt (bis Mitternacht des Tages) verlassen.

Die Dinge, die man verkaufen oder spenden möchte, kann man auch zunächst in eine Kiste o.ä. lagern. So muss man nicht jeden Tag etwas verkaufen oder in die Spende geben. Allerdings sollte man wirklich konsequent sein und die Dinge dann auch wirklich abgeben.

Dein Weg zu einem minimalistischen Leben

Wenn du jetzt auch in ein minimalistisches Leben starten möchtest, dann denke bitte daran, dass Minimalismus sehr individuell ist und jeder seinen eigenen Weg finden muss. Was für mich funktioniert, muss nicht auch für dich funktionieren. Probiere verschiedene Sachen aus. Die Weniger-ist-jetzt-Challenge ist nur ein Weg zum ausmisten. Du kannst es auch radikaler angehen. Es gibt dabei kein richtig oder falsch. 

Suche dir im Internet oder in Büchern gerne Inspiration. Lese Bücher, Blogs oder schaue dir Dokumentationen zum Thema Minimalismus an (unten gebe ich dir noch einige Empfehlungen für den Einstig). Wichtig ist nur, dass du das Ausmisten nicht als eine einmalige Sache betrachtest. Minimalismus ist auch nicht an eine Zahl geknüpft wie „erst wenn du weniger als 100 Dinge besitzt bist du Minimalist“. Minimalismus ist eine Lebensphilosophie, bei der man durch den bewussten Konsum mehr Raum für die Wesentlichen Dinge im Leben macht.

Minimalismus beginnt mit einer Entscheidung: Das Wesentliche wichtiger zu nehmen als materielle Besitztümer. 


Literaturempfehlungen 

Für den Einstieg in den Minimalismus kann ich dir folgende Bücher und Dokumentationen empfehlen:

  • Das Buch Minimalismus - der neue Leichtsinn von Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus aka als The Minimalist beschreibt deren Weg in den Minimalismus. Sie erläutern, welche Umstände sie dazu gebracht haben, sich mit Minimalismus auseinanderzusetzen, und welche Werte des Minimalismus sie erkannt haben.
  • Zu dem Buch passt auch ihre erste Doku, welch mittlerweile kostenlos auf YouTube zur Verfügung steht.
  • Das Buch Love People, Use Things - … Weil das Gegenteil nicht funktioniert ist ebenfalls von The Minimalists. In diesem Buch gehen die Autoren Joshua Fields Millburn und Ryan Nicodemus auf die Beziehungen ein, die wir nicht nur zu anderem Menschen, sondern auch zu uns selbst, zu Dingen, unserer Gesundheit, unserer Kreativität, unserer Weiterentwicklung, etc. haben.
  • Zu dem zweiten Buch ist die Doku „Minimalismus - Weniger ist jetzt“ auf Netflix zu sehen.
  • Das kann doch Weg von Fumio Sasaki: Der vielleicht bekannteste Japanische Minimalist Fumio Saski beschreibt 55 Tipps, wie man einen minimalistischen Lebensstil etablieren kann. Außerdem beschreibt er 12 Dinge, die sich für ihn seit dem Minimalismus zum positiven geändert haben.
  • Das Buch Essentialismus - Die konsequente Suche nach Weniger ist meiner Meinung nach eine gute Weiterführung im Minimalismus, bei der der Autor Greg McKeown betont, dass wir bewusst Weniger anstreben sollten, als immer Mehr zu wollen. Sein Motto lautet: Weniger, aber besser.
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